Hektische Zeiten

Mai und Juni sind bekannt als Monate mit vielen Sitzungen, General- und anderen Versammlungen sowie Abschlüssen der Schulen. Alles muss noch vor den Sommerferien erledigt werden. Eigentlich ist es eher Zufall, dass auch der Tarifvertrag zwischen Santésuisse und physioswiss am 30.6.11 endet. Dies, nachdem er Ende 2009 von physioswiss gekündigt wurde. Nunmehr bald 17 Monate wurde verhandelt, ohne Einigung. Dafür mit Tricks von Seiten santésuisse, die die Tarifverhandlungen kurzerhand in die neue Tarifsuisse AG auslagerte, inkl. neuem Verwaltungsrat. Die Krankenkassen Helsana, KPT und Sanitas sind aber nicht dabei und verhandeln daher separat. Die hektische Zeit wurde von Tarifsuisse ausgenutzt, um eine Medienmitteilung zu veröffentlichen, dass wir Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten 110 Mio. Franken mehr wollten und die Tarifverhandlungen somit gescheitert seien. Es herrsche ab 1.7.11 ein vetragsloser Zustand und somit der Verlust des Tiers payant (= die Physiotherapie-Rechnung wird direkt von der Krankenkasse bezahlt). Tatsache ist, dass die Physiotherapie aus der Grundversicherung bezahlt werden muss. Ab 1.7.11 werden die Patienten also die Rechnung direkt erhalten und sie dann an die Krankenkasse schicken. Meine zweiseitige Mahnliste gehört wohl dann der Vergangenheit an, da die Zahlungsmoral der Patienten, die mich ja persönlich kennen, deutlich besser ist als der Zentren, die mittlerweile dauernd meine Verordnungen verschlampen oder monatelang bis zur Betreibung (!) mit der Zahlung warten, oft mit hanebüchenen Begründungen – wenn überhaupt. Wieso wir den Tarifvertrag gekündigt haben? Weil wir seit 13 Jahren den selben Taxpunktwert (im Kanton Baselland 0.95 Franken) haben. Mein Bruttoeinkommen pro Stunde beläuft sich auf Fr. 91.20, netto sind das um die 23 Franken und dies nach 20 Jahren im Beruf. Zu gerne hätte ich gewusst, wie viel die Verwaltungsräte in der Tarifsuisse so verdienen. Aus der Sonntagspresse durfte ich immerhin erfahren, dass Ole Wiesinger, Chef der Hirslanden-Gruppe, über eine Million erhält.
Kurz und bündig: ich liebe meinen Beruf, meine Patienten und Patientinnen sind mir sehr wichtig, aber irgendwann ist genug. Allerorten wird über Pflegemangel geklagt. Wir fangen sehr viel auf. Es wird Zeit, dass die Politik dies auch bemerkt.