Der Verkauf eines Spitals

Die drei Standorte des Kantonsspitals Basel-Landschaft gehören nicht Regierungsrat Weber, auch nicht dem Verwaltungsratspräsidenten und auch nicht dem CEO. Als öffentlich-rechtliche Anstalt gehört das KSBL dem Kanton und damit der Bevölkerung. Nicht, dass man dies so leben würde. Regierungsrat Weber verkündet die Umwandlung des Bruderholzspitals (eigentlich eine Klinik für Akutsomatik und Rehabilitation) in eine Tagesklinik. Zwar erst 2020 oder so, aber er weiss ganz genau, dass er mit dieser Ankündigung das Spital zum Verkauf freigibt. Die diversen Privatkliniken können sich ob der steigenden Fallzahlen bereits die Hände reiben. Denn eine Klinik, die eine gute Auslastung hat, hat viel Potenzial, das verteilt werden kann. Dazu kommt, dass noch das Land an bester Wohnlage verkauft werden kann. Sozialwohnungen wird es wohl eher nicht geben.
Ganz elegant wird der Regierungsrat damit verkünden können, dass die finanziellen Probleme gelöst sind. Das Tafelsilber ist dann zwar verkauft, aber was solls?

Zu klären wäre jetzt nur noch, wo die Ausbildungsplätze bleiben und wo die berühmte Forschung stattfinden soll. Und wie eigentlich der Einfluss auf die Versorgung stattfinden soll, wenn die Patienten und Patientinnen des Leimentals alle in der Stadt behandelt werden? Mit Kosten übrigens, die wir nicht mitbestimmen. Die Tarifgenehmigung erfolgt durch den Regierungsrat Basel-Stadt.

Es ist der geplante Abstieg von der Super League in die Challenge League, wenn Ärzten keine Perspektiven mehr erhalten und mit ihnen auch das ganze Fachpersonal sich einen Arbeitsort sucht, wo sie mehr Wertschätzung erfahren. Mit Innovation und Aufbruch hat das überhaupt nichts zu tun.

Menschenmedizin

Diese Woche stand das Gesundheitswesen bzw. das (Bruderholz)Spital wieder einmal im medialen Interesse. Basel-Stadt und Basel-Land wollen ihre Spitäler in eine gemeinsame Holding überführen. So weit so gut. Prima, finden viele. Endlich sind sie vernünftig geworden. Es gab dann noch einige Unstimmigkeiten wegen Verknüpfung mit dem Univertrag, aber sonst wenig Kritik. Nur die SP Baselland spielte den Spielverderber und veröffentlichte einen ganzen Fragekatalog
Zu den Fakten:
Basel-Stadt ist der Kanton mit den höchsten Krankenkassenprämien und zu vielen Betten. Basel-Land ist der Kanton mit dem Defizit, den steigenden Krankenkassenprämien und den falsch budgetierten Spitalkosten. Zudem ist BL noch der Kanton mit steigender Einwohnerzahl und einer starken Alterung .
Beiden Kantonen ist gemeinsam, dass sie die Spitäler ausgelagert haben und sie für die medizinische Versorgung der Bevölkerung zuständig sind.
Ich gehe davon aus, dass die Regierungsräte von Ökonomen beraten werden. Und von Kommunikationssprechern, die ihnen die Medienkonferenz organisiert haben. Anders ist es mir nicht erklärbar, dass entgegen den Zuständigkeiten die Regierungsräte quasi über zwei Stufen tätig werden und wirklich verkünden, dass das Bruderholzspital zu einer Tagesklinik umfunktioniert werden soll. Ist das nicht die operative Aufgabe der ausgelagerten Betriebe? Wie wäre das gewesen:
In einer Medienkonferenz wird verkündet, dass die Verwaltungsräte aller (!) ausgelagerten Spitäler den Auftrag erhalten, sich Gedanken zu einer Spital-Holding BS/BL zu machen und bis XXX ihre Stellungnahmen abzugeben haben. Dann wären die diversen Verwaltungsräte zu ihren CEOs gegangen und hätten das diskutiert. Dann wären auch die beiden Psychiatrischen Kliniken einbezogen worden.
Nun aber entsteht der Eindruck, dass es den Regierungsräten gar nicht um den Bedarf (Demografie siehe oben) der Bevölkerung geht, sondern nur um Projektmanagement. Nach dem ZAR (Zentrum für Akutgeriatrie und Rehabilitation) soll es nun TOP (Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe) richten und immer ist es das Bruderholzspital, das einmal ganz geschlossen, woanders gebaut und dann zurück- und neugebaut wird. Gibt es wirklich einen Bedarf an Operationen? Ist nicht der Bedarf an Rehabilitation und Geriatrie grösser? Wo sind die Versorgungszahlen? Wie ist die Wahrnehmung von Bettenverknappung in der Winterzeit, wie sie im Text der Medizinischen Notrufzentrale in der aktuellen „Synapse“ der Ärztegesellschaft Baselland beschrieben wird?
Öffentliche Spitäler müssen für alle möglichen Epidemien eingerichtet sein, alle Katastrophen und viele nicht planbare Notfälle. Deshalb gibt es sie. Es geht um Menschen und Medizin. Für das Personal des Bruderholzspitals muss diese Medienkonferenz ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. So zum Beispiel für die Frauenklinik (oder ist gebären ein „interventioneller Eingriff“??)
Der Begriff Menschenmedizin kommt übrigens von dieser Seite mit empfehlenswerten Gedanken

Volksspital

Am Donnerstag hat der Landrat beschlossen, die Spitalauslagerung dem Volk vorzulegen. So direkt geht das ja nicht, aber wenn das 4/5 Mehr nicht erreicht wird, wird ein Gesetz,und darum geht es bei der Spitalauslagerung ja, automatisch dem Volk zur Abstimmung unterbreitet. Wir müssen damit also nicht Unterschriften für ein Referendum sammeln, sondern nur sehr konzentriert die grünen und roten Knöpfe der elektronischen Abstimmungsanlage bearbeiten. Die SP erachtet die Frage, ob ein Spital bzw. In unserem Fall drei, aus der Verwaltung und damit aus dem demokratischen Einflussbereich des Staates ausgegliedert werden soll, als so wichtig, dass wir für eine engagierte Abstimmungsdiskussion sorgen wollen. Meine Meinung dürfte ja mittlerweile bekannt sein. Warum, so frage ich mich, wird nicht zum Beispiel die Steuerverwaltung ausgelagert? Gibt ja genügend Firmen, die das könnten…Nicht, dass ich dafür wäre, aber die Frage darf frau sich ja schon stellen.