Der Goalie in der Politik – eine Replik

Die Welt des Sports ist um einiges verständlicher als die der Politik. Was wäre also einfacher, als die eine mit der anderen zu erklären? Jede und jeder weiss, dass Mannschaftssportarten wie Fussball, Handball oder Eishockey Feldspieler und einen Goalie haben. Wirklich berühmt werden vor allem die Goalgetter, diejenigen also, die Tore schiessen. Dafür gibt es mehr von ihnen. Goalies bewähren sich in speziellen Situationen wie z.B. beim Elfmeterschiessen, können aber auch ziemlich unerkannt bleiben, denn ihre Leistung bemisst sich eben nicht in Toren. Was die beiden Gruppen aber unterscheidet, ist ihr Training. Jeder gute Trainer weiss um die Wichtigkeit des Goalietrainings, das man dann daher einem speziellen Trainer übergibt, der die Ansprüche dieser ganz speziellen Gruppe von Sportlern kennt. Zwar üben alle die selbe Sportart aus, aber trotzdem sieht ein Goalietraining einfach anders aus. Ich gehe davon aus, dass dies unbestritten ist. Ich muss auch anfügen, dass ich zehn Jahre Handball-Goalie war. Ich hatte gemeinsam mit meinen Mitspielerinnen Konditions- und Krafttraining, natürlich musste ich auch Wurftraining haben. Den Ball abzuwehren und im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf hinzuhalten, musste ich allerdings im speziellen Training üben. Dieses Training fand zusammen mit Männern statt, für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir brauchten die Gelegenheit, unsere Technik zu verbessern. Taktisches Training war dafür nicht so nötig. Eine klare Sache.

 

Bei den Frauen in der Politik gibt es sicher auch die Torjägerinnen. Ziemlich häufig ist aber der Typus Goalie: es geht um das Team, um das Interesse an der Sache. Nur leider fehlen die Goalietrainings, da in der Politik nur nach den Torschützen (Wahlkampf! Gewinnen!) gesucht wird und nicht nach anderen Kompetenzen. Sollte es nicht das oberste Ziel sein, ein gutes Team zu bilden für ein Parlament oder für eine Regierung? Dafür braucht es in der berühmten Aufbauarbeit aber verschiedene Trainerinnen. Diejenigen für die Feldspieler und diejenigen für die Goalies. Was im Sport so klar ist, scheint in der Politik zu einem sehr komplizierten Thema zu werden. Ich mag die Beiträge über die Frauenförderung und ihr Fehlen nicht mehr lesen. Alle, die sich engagieren, machen Politik. Die einen als Feldspieler, die anderen als Goalie. Es braucht alle, oder meinen Sie, der FC Basel wäre auch ohne Yann Sommer Schweizer Meister geworden? Man darf aber auch registrieren, dass es verschiedene Bedürfnisse gibt. Um Erfolg zu haben, ist ein Trainingsplan unabdingbar.

 

Vielleicht ist es jetzt ein wenig einfacher, die Ansprüche der Goalie/Frauen zu verstehen.

 

Gleichstellung

Frauentag! Und was mache ich? Sitze im Landrat und höre die Beiträge von Frau und Mann zum Entlastungspaket. Ausgerechnet heute hat es aber keine Zeitung geschafft, eine Frau zu schicken. Die Journalistentribüne ist rein männlich besetzt. Vielleicht haben die Frauen ja heute frei, weil sie ja immer noch weniger verdienen? Wahrscheinlicher ist es aber, dass sich bei den Zeitungen wie eh und je vor allem die Männer mit den Finanzen beschäftigen. Oder ist es Zufall? In der Debatte zeigt sich zumindest kein Frau-Mann Graben. Es wird praktisch um jeden Punkt gekämpft. Im Moment stehen wir bei den Beiträgen zu den Privatschulen. Auch da geht es um Gleichstellung: sollen die Gemeinden entscheiden, wieviel sie an Beiträgen zahlen oder der Kanton?

Männer in Hinterzimmern

Philipp Loser kommentiert in der heutigen Basler Zeitung die Entstehung der Nationalratsliste der FDP. Hans-Rudolf Gysin wurde quasi in den Senkel gestellt, worauf nun die Liste plötzlich von Quereinsteigern und anderen bevölkert wird. Das Ganze findet – so Loser – unter Männern in Hinterzimmern statt. Das glaube ich gerne. Nur wird das Vorgehen überhaupt nicht in Frage gestellt und Frauen kommen dabei nicht vor. Allerorten wird die tiefe Wahlbeteiligung bedauert. Die Frage, ob es wohl an den nicht involvierten Frauen liegt, die nicht mehr wählen gehen, stellt sich unter Männern offenbar gar nicht. Weiter hinten steht in der Basler Zeitung dann auch, dass eine der beiden FDP-Frauen die Frau eines berühmten Mannes sei (danke, das finden wir Frauen immer ganz toll!) und die Begeisterung für die andere ist nicht wirklich greifbar. Bei den Männern steht dann gerne „charismatisch“ und „erfahren“, bei den Frauen „Glamour-Faktor“. Fehlt nur noch, dass die BaZ, wie in einer orthodoxen New Yorker Zeitung, die Frauen von den Bildern löscht. Im Übrigen glaube ich nicht an die Taktik der FDP, aber da ich nicht in Hinterzimmern zu finden bin, werden sich die Herren ohne meine Meinung durch die Wahlen kämpfen müssen.

Frauenstimmrecht

Gestern abend gings im Theater Basel um das 40 Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Drei Generationen Frauen diskutierten die Unterschiede zwischen damals und heute. Fazit: offenbar sehen junge Frauen keine Ungleichheiten oder Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau. Es wurde auch nicht darüber diskutiert, warum die Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt werden (Sozial- und Gesundheitsberufe) schlechter bezahlt werden. Dafür ging es viel um Schwangerschaften (Michèle Roten ist schwanger – na und?) und die Mutterrolle. Es scheint so, dass die letzten ca. 20 Jahre dazu verwendet wurden, allen einzuimpfen, sie seien alleine für alles zuständig und verantwortlich und Solidarität sei eh nur Verschwendung. Aber der Raum war voller engagierter und auch junger Frauen – es besteht Hoffnung!