Moderne Zeiten

Ich bin im Auflösungsprozess. Also nicht ich persönlich, aber meine Praxisräumlichkeiten gebe ich per Ende September auf. Der Raum ist schon lange gekündigt, das war relativ einfach. Der moderne Mensch muss heute aber alles selber erledigen und wohl deshalb wurde ich an der analogen Poststelle darauf hingewiesen, dass ich meinen Nachsendeauftrag online selber erledigen könne. Ich kämpfte mich durch Login und Felder und erhielt dann die Nachricht, dass ich einen Aktivierungscode per Post erhalte (witzig finde ich ja immer diesen Wechsel von analog zu digital und dann wieder zurück ;-)).

Die Swisscom macht es so: per Login und Passwort erfahre ich, dass ich anrufen soll, was netterweise gratis ist. Dort bleibe ich etwas beim System „wenn… – wählen Sie die 1/2/3“ hängen, immer etwas unentschlossen, weil mein Anliegen nicht erwähnt wird. Im nächsten Schritt wird mir mitgeteilt, dass das Callcenter überlastet sei, dann das ich jetzt kurz vor dem Ziel stehe und dann noch, dass das Gespräch aus Qualitätsgründen mitgeschnitten werden kann. Die Dame bedauert, dass der Anschluss nur gratis gekündigt werden kann, wenn nicht vor dem 30.9.13, was ausnahmsweise ganz im meinem Sinne ist.

Bei der Elektra Birseck gibt es ein Onlineformular, das mich etwas verwirrt mit seinen Sternchen und Kästchen, fühle mich wie an einer Prüfung. Lustig ist noch, dass ich eine kleine Rechenaufgabe lösen muss, um sicherzustellen, dass ich kein Computer bin.

Bei der Versicherungshomepage finde ich unter Kündigung und Auflösung nur Fahrzeugversicherungen. Glücklicherweise habe ich einen persönlichen Kundenberater, den schreibe ich an. Offenbar arbeitet dieser aber nicht mehr dort und so nehme ich eine der vielen E-Mail-Adressen, die mir angeboten werden (sehr hübsch mit Bildern) und versuche mein Glück. Bis jetzt ist noch keine Fehlermeldung eingetroffen, was ich als Erfolg werte.

Bleibt noch der Internet-Anschluss. Mittlerweile leicht ermattet, nehme ich die letzte Rechnung und schreibe ein Mail. Dafür erhalte ich umgehend ein Ticket, dass das Support-Team (das sicher sehr nett ist) sich so rasch wie möglich um mein Anliegen kümmert. Wäre das nicht mehr im Bereich Administration?

Bin mal gespannt, was in den nächsten Wochen geschieht. Die Abmeldung in der Gemeinde steht noch an.

 

Inklusion!

Die Tageswoche hat einen Beitrag von Ivan Ergic ins Netz gestellt. es geht dabei um Sport und Menschen mit Behinderung. Als Präsidentin von procap NWS, einer Behindertenselbsthilfeorganisation, habe ich den Artikel mit Interesse gelesen. Mich aber auch gefragt, was er soll. Eigentlich wollte ich zu einem längeren Text über Inklusion statt Integration ansetzen. Oft sagen Bilder aber mehr als tausend Worte und daher ein Bild aus dem neuen procap-Magazin (es stammt aus Wikipedia). Inklusion ist das Ziel.
 

Der Goalie in der Politik – eine Replik

Die Welt des Sports ist um einiges verständlicher als die der Politik. Was wäre also einfacher, als die eine mit der anderen zu erklären? Jede und jeder weiss, dass Mannschaftssportarten wie Fussball, Handball oder Eishockey Feldspieler und einen Goalie haben. Wirklich berühmt werden vor allem die Goalgetter, diejenigen also, die Tore schiessen. Dafür gibt es mehr von ihnen. Goalies bewähren sich in speziellen Situationen wie z.B. beim Elfmeterschiessen, können aber auch ziemlich unerkannt bleiben, denn ihre Leistung bemisst sich eben nicht in Toren. Was die beiden Gruppen aber unterscheidet, ist ihr Training. Jeder gute Trainer weiss um die Wichtigkeit des Goalietrainings, das man dann daher einem speziellen Trainer übergibt, der die Ansprüche dieser ganz speziellen Gruppe von Sportlern kennt. Zwar üben alle die selbe Sportart aus, aber trotzdem sieht ein Goalietraining einfach anders aus. Ich gehe davon aus, dass dies unbestritten ist. Ich muss auch anfügen, dass ich zehn Jahre Handball-Goalie war. Ich hatte gemeinsam mit meinen Mitspielerinnen Konditions- und Krafttraining, natürlich musste ich auch Wurftraining haben. Den Ball abzuwehren und im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf hinzuhalten, musste ich allerdings im speziellen Training üben. Dieses Training fand zusammen mit Männern statt, für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir brauchten die Gelegenheit, unsere Technik zu verbessern. Taktisches Training war dafür nicht so nötig. Eine klare Sache.

 

Bei den Frauen in der Politik gibt es sicher auch die Torjägerinnen. Ziemlich häufig ist aber der Typus Goalie: es geht um das Team, um das Interesse an der Sache. Nur leider fehlen die Goalietrainings, da in der Politik nur nach den Torschützen (Wahlkampf! Gewinnen!) gesucht wird und nicht nach anderen Kompetenzen. Sollte es nicht das oberste Ziel sein, ein gutes Team zu bilden für ein Parlament oder für eine Regierung? Dafür braucht es in der berühmten Aufbauarbeit aber verschiedene Trainerinnen. Diejenigen für die Feldspieler und diejenigen für die Goalies. Was im Sport so klar ist, scheint in der Politik zu einem sehr komplizierten Thema zu werden. Ich mag die Beiträge über die Frauenförderung und ihr Fehlen nicht mehr lesen. Alle, die sich engagieren, machen Politik. Die einen als Feldspieler, die anderen als Goalie. Es braucht alle, oder meinen Sie, der FC Basel wäre auch ohne Yann Sommer Schweizer Meister geworden? Man darf aber auch registrieren, dass es verschiedene Bedürfnisse gibt. Um Erfolg zu haben, ist ein Trainingsplan unabdingbar.

 

Vielleicht ist es jetzt ein wenig einfacher, die Ansprüche der Goalie/Frauen zu verstehen.

 

Wirtschaftsoffensive

Der Kanton Baselland treibt mit Volldampf seine Wirtschaftsoffensive voran. Nicht ganz dazu passt der heutige Tag, an dem der Projektierungskredit für den Neubau des Kantonsspitals Bruderholz und des Zentrums für Akutgeriatrie und Rehabilitation abgeschrieben werden musste. Die Planung wurde 2010 gestoppt, nachdem sich das Projekt ständig verteuerte und irgendwann 900 Mio. Franken betrug. Es wäre eine Chance für die regionale Entwicklung des Gesundheitswesens gewesen, aber eben…

Nicht ganz auf der Höhe der Diskussion um Frauen in der Wirtschaft ist der Newsletter der Wirtschaftsoffensive (auch das gibt es), richtete er sich doch vor allem an Männer. Es wurden ausschliesslich Männer vorgestellt und der 5-Mann-Betrieb thematisiert. Auf mein Fragemail, wie das nun mit den Frauen aussähe, erhielt ich bis heute keine Antwort. Aber bei so viel Dampf lässt manchmal auch der Durchblick nach. Zu gerne hätte ich vom 5-Frauen-Betrieb gelesen, gerne auch das Thema Gesundheitswesen, das einen starken Zuwachs verzeichnet. Life Science, Campus und Cluster tönen halt einfach besser.

Zu meiner Freude durfte ich am Dienstag die Gewerblich Industrielle Berufsschule in Muttenz besuchen und den Präsentationen der Vertiefungsarbeiten (VA) beiwohnen. Toll, was dort alles entstanden ist. Ich traf auf sehr motivierte junge Berufsleute, die sich in ihrer VA mit Arbeit und Arbeitslosigkeit beschäftigt haben und zudem ein selbst gefertigtes Stück herstellen mussten. Marzipanfiguren, Silserli, eine rollende Bar, ein kleiner Grill und ein Schuhgestell waren zu sehen. Eine kleine, persönliche Wirtschaftsoffensive, sehr sympathisch. Den jungen Leute wünsche ich viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg.

Gesundheitsmärkte

Im Rahmen meiner Weiterbildung höre ich viel über innovative Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt. Da wird investiert, dass es einem schwindlig wird. Leider kommen die meisten dieser Modelle aber nicht wirklich bei der Zielgruppe an und so werden dann auch mal 300 Mio. Franken in den Sand gesetzt. Jahrelang war das Gesundheitswesen nur ein Kostenfaktor, nun kann endlich Gewinn erwirtschaftet werden. Die meisten dieser Unternehmer (bis jetzt waren alle männlich) haben von Medizin, Patientinnen und Menschen an sich keine Ahnung. Hauptsache, die Investoren sind überzeugt von der Rendite. So läuft auch die Benchmarking-Diskussion der Spitäler, die eigentlich dazu da wären, Menschen bei Krankheit und Unfall zu helfen. Oder der neueste Trend: Demenzpatienten nach Thailand auslagern. Sehr innovativ und äusserst sozial…erinnert sehr an Entsorgung.

Es ist etwas völlig anderes, wenn sich jemand freiwillig entscheidet, in einem anderen Land seinen Lebensabend zu verbringen, als wenn die Kostenträger dies zu ihrer Renditeoptimierung tun. Die regional erwirtschaftete Wertschöpfung im Gesundheitsbereich gilt als stabilisierender Faktor in Krisenzeiten, denn sie bietet Arbeitsplätze. Natürlich nicht, wenn man diese ausgelagert hat. Wenn es im ambulanten Bereich einen GAV geben würde, dann könnten auch die flankierenden Massnahmen greifen. Bei allen wirtschaftlichen Gedanken bleibt aber das oberste Ziel die Versorgung von kranken Menschen, egal ob sie sich das Bein gebrochen, Alzheimer oder Parkinson haben. Die erste Patientenuni wurde schon gegründet. Es bewegt sich, das Gesundheitswesen.

Namen

Gestern unterlag ich an der Delegiertenversammlung der SP Baselland mit meinem Antrag auf Stimmfreigabe für die Regierungsratswahl vom 9. Juni. Da die GLP Stimmfreigabe beschlossen hat, ist mir nicht so klar, wie das neue Bündnis nun weitergeht. Klar ist aber, dass 2015 Gesamterneuerungswahlen anstehen und die SP nun mit dem Aufbau der Kandidatinnen beginnen muss.

Sehr lesenswert ist dabei das Interview mit Martin Vollenwyder im Magazin http://dasmagazin.ch/content/dasMagazin.2013.18.e5/ma1318_gte_Vollenwyder/ma1318_gte_Vollenwyder.xhtml. Mir ist bewusst, dass auch die Medien unter Druck stehen, immer wieder knackige Neuigkeiten zu bringen. Kaum jemand liest noch vertiefte Recherchen, kaum jemand schreibt sie. Als Kandidatin bekommt man relativ schnell ein Etikett und das wars dann. Darauf muss man vorbereitet sein und es liegt an einer demokratischen Gesellschaft sich damit auseinanderzusetzen.

und wer von mir Namen will: Franziska Pausa, Christine Koch, Vera Feldges, Sabine Asprion, und viele mehr. Freue mich auf viele weitere Vorschläge!

 

 

 

Wahlkrämpfe

Der eine Wahlkampf ist vorbei, der nächste hat in Baselland schon begonnen. Nun geht es offenbar um einen christlichen Sitz, vorher musste es ein Unternehmer sein. Als politisch denkender Mensch habe ich so meine Schwierigkeiten damit, wie uns jetzt die Kandidaten verkauft werden. Zuerst wird heutzutage offenbar ein Block gebildet, in dem man die Sitze verhandelt. Im einen sitzen SVP, FDP und CVP, im anderen SP, GLP, Grüne und EVP. Was auch immer diese Blöcke vereinen mag…Wo ist übrigens die BDP geblieben? Verwirrt wie ich? Denn wir lernen ganz Neues: CVP und EVP bilden eine gemeinsame Fraktion im Landrat, das ist aber etwas ganz Anderes, als gemeinsam einen Regierungsrat zu tragen. „Unser“ Regierungsrat hat Kontakt mit der Fraktion. Wie macht das dann der neue CVP/EVP Regierungsrat? Die GLP scheint sich auch von der BDP gelöst zu haben. Ging ja aber eh nur um Kommissionssitze. Wäre es nicht viel ehrlicher gewesen, eine kleine Fraktion zu bleiben?

Das Verrückte an der Geschichte ist, dass es gar nicht darum geht, den besten Mann für die Regierung zu finden. Es ist offenbar allein die Verpackung, die entscheidet. Verpackungswahn gibt’s nun also auch in der Politik. (Über Frauen sprechen wir hier ausnahmsweise nicht, denn diese haben sich verabschiedet)

Zwei Dinge trösten mich:

1. ich kann auf den Wahlzettel (wie übrigens alle anderen Stimmberechtigten auch) schreiben, wen ich will. Wahre Demokratie!

2. in nicht mal zwei Jahren sind Gesamterneuerungswahlen

 

 

 

Ökostadt Salina Raurica

Wenn wir heute schon mal beim Über den Horizont-Denken sind: für Baselland wünsche ich mir eine Ökostadt Salina Raurica. Arbeit und wohnen sollen sich verbinden, denn Pendlerströme können wir nicht mehr bewältigen. Eine ökologische Wirtschaft muss möglich sein, die sich auch an Nachhaltigkeit und Werten für die Menschen orientiert. Wie wäre es mit ganz viel Kreativwirtschaft (war heute an der Designmesse Blickfang, mein Favorit war der Beistelltisch 2.0)? Vertrieb und Produktion könnten zusammenrücken und das ökologische Wohnen würde viele Familien anziehen. Die riesige Fläche sollte nicht versiegelt werden, sondern bepflanzt, beackert etc.

Wir brauchen nicht Headquarters von irgendwo, sondern fleissige Hände und kluge Köpfe von hier. Schaffen wir.

Hinter dem Horizont gehts weiter

ein altes Lied von Udo Lindenberg. Eigentlich wissen wir es ja, denken wir aber auch so? Sind wir fähig, auch einmal ausserhalb unseres Schemas zu denken? Schräg, quer, irgendwie?Gestern war wieder Studientag in Luzern. Es ging unter anderem auch um Schrödingers Katze, nicht um die Physik, sondern darum, wie schwierig es ist, wirklich zu verstehen. Thema war die IT-Unterstützung der Medizin. Moderne Systeme warnen z.B. vor Medikamenten-Interaktionen. Diese werden rot markiert. Nun geschieht aber folgendes: ÄrztInnen können vor lauter Warnhinweisen und Informationen viel schlechter entscheiden, ihre Augen folgen vor allem den roten Warnhinweisen. Es ist die Suche nach der Wahrheit, die es so absolut nicht gibt. Es bleibt die Erkenntnis, dass es neue Berufsfelder braucht. Jemand muss all die Informationen sortieren, löschen, gewichten. Wir ertrinken in den Daten, sammeln ohne Ziel wie ich meine e-mails (kann ja nie wissen, ob ich die eine wichtige nicht einmal brauche..). Die Diskussion ist eröffnet.

Wandel

Seit Samstag führe ich einen StudentInnenausweis spazieren, in meinem Alter! Bis Ende Juni gelte ich als Studentin und absolviere einen CAS in e-health. Der erste Tag galt der Übersicht über die Entwicklung unserer Gesellschaft im allgemeinen und der technischen Entwicklung im Bereich der Gesundheit im besonderen. Allgemein bekannt ist, dass wir von der Agrar- über eine Industrie- bis zur Wissensgesellschaft gewandelt sind, in der Grenzen und Gruppen andere Bedeutungen haben. Wir googeln statt dass wir in die Bibliothek marschieren, wir unterschreiben online-Petitionen und boykottieren Amazon, wenn im Fernsehen ein Bericht über die dortigen Arbeitsbedingungen erscheint. Wir verhalten uns politisch, ohne in einer Partei zu sein und besuchen Parteiversammlungen nur noch an der Generalversammlung, vorzugsweise mit Apéro.

Müsste sich die Demokratie dann aber nicht fragen, wie wir das hinkriegen, wenn doch alles auf den Parteien basiert? Symptomatisch sind die Fraktionslosen im Landrat, die wahrscheinlich einfach die Trendsetter für die Entwicklung weg von den Parteien sind. Sinnlos ist eigentlich auch die Diskussion, ob der Regierungsrat am 3. März links oder rechts ist, weil Sachfragen viel relevanter wären. 2015 nominiert vielleicht der VCS Velofahrende oder die Wirtschaftskammer direkt einen Sanitär-Installateur (praktisches Wissen ist auch im Regierungsrat unabdingbar..), die Frauen eine Frau, die Jungen eine junge Frau etc. Eher wahrscheinlich 2019 oder 2023, wenn wir bei dem System bleiben, das interessanterweise auf die Olympiade verweist mit dem 4-Jahresrhythmus. Die Kantonsgrenzen kann man dann auch grad weglassen und endlich in Räumen denken, in denen wir leben.

Die Stichwörter sind Kommunikation, Partizipation, Transparenz. So kurz und doch so weit weg.

Entscheidungen

Die Wahl- und Stimmunterlagen sind gekommen. Wer sich nun meine persönlichen „Parolen“ erhofft, darf weiter. Es fällt auf, dass wir StimmbürgerInnen zunehmend gefragt sind, kaum ein Abstimmungsdatum ohne Initiativen oder Referenden. Leider kennen wir nur die Verfassungsinitiative, einen Vorstoss für eine Gesetzesinitiative haben wir vor noch nicht allzu langer Zeit begraben (wir=StimmbürgerInnen). Nun kommt also die Familie in die Verfassung, was sicher wünschenswert ist, die Abzocker sollen sanktioniert und endlich die Bauzonen reduziert werden. In Baselland haben wir noch Schlösser zu retten, die Gasttaxe einzuführen und einen neuen Regierungsrat zu wählen. Will man/frau sich wirklich mit allen Themen auseinandersetzen, braucht dies seine Zeit. Ausgerechnet jetzt vor den Fasnachtsferien! Fraglich also, wie hoch die Stimm-/Wahlbeteiligung wird. Eines ist aber sicher: gewisse Organisationen haben Millionen in den Abstimmungskampf verpulvert. Geld, das an anderen Orten sicher sinnvoller hätte eingesetzt werden können.

Natürlich bin ich als Sozialdemokratin gegen Abzocker, für die 1:12 Initiative der Juso. Die Abstimmung über die Minder-Initiative wird aber nicht viel ändern, befürchte ich. Ich zitiere aus dem Magazin 4/2013:

Tatsache ist, dass die bestehende Aktionärsdemokratie nicht funktioniert und dass eine erzwungene Aktionärsdemokratie ebenfalls nicht funktionieren wird. Ganz unabhängig vom Abstimmungsresultat dürfte der Sympathieträger Minder als tragische Figur in die Geschichte eingehen: ein Markfundamentalist, der verzweifelt Gerechtigkeit suche – und nicht verstand, dass der reine Markt diese nicht erzeugen kann (Daniel Binswanger)

Auch mit einem Ja zur „Abzocker-Initiative“ wird die Welt nicht gerechter, aber immerhin hat man kurz das Gefühl, denen „da oben“ die Meinung gesagt zu haben. Ist immerhin etwas

 

Es geschah in der Nacht

Letzte Nacht schrieb ich noch die letzten Zeilen an meinem Jahresbericht für procap NWS. Bald haben wir Generalversammlung und mit der Einladung kommt immer auch der Rückblick des Geschäftsführers und eben auch meiner. Ein Jahr auf einer Seite zusammenzufassen ist nicht immer einfach und Ablenkung daher willkommen. Da flog ein Mail von Adil herein, der mich anfragte, ob ich seinen Blog hier verlinken würde. Gerne doch habe ich zurückgeschrieben (jetzt ist Adils Blog im Blogroll zu finden). Dann entspann sich noch eine Austausch, wie ich auf Adils Blog gekommen bin (Newsletter der Tageswoche, wo Isaac Reber den Blog zitiert) und ob das nun gut ist, wenn man/frau plötzlich zitiert wird und eigentlich nichts mehr dagegen tun kann, wenn es nicht genau das ist, was man/frau gemeint hat. Gerne werden Links heute auch gezwitschert (heisst es nun getwittert oder getweetet?) und verbreiten sich dann in Windeseile über die ganze Welt. Eigentlich sollte es einen Preis dafür geben, wie früher, als es noch diese „welcher Ballon fliegt am weitesten“-Wettbewerbe gab.

Nun: hier geht es eher ruhig zu. Noch hat keiner der Regierungsräte (aktuell oder zukünftig) aus meinem Blog zitiert. Heute Abend ist Delegiertenversammlung der SP Baselland in Oberwil. Muss jetzt noch Kuchen backen gehen. Eine Aufgabe, die offenbar nur von Frauen übernommen werden kann, wenn man die Liste der Eingetragenen anschaut. Damit hat sich nun noch keiner geschmückt, dass er Kuchen backen kann. Wäre mal was fürs praktische Überleben…

Frauen und Wirtschaft

Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen der Frauen. Am Montag traf ein Teil der Geschäftsleitung der SP Baselland einige Frauen zum Austausch über zukünftige Kandidaturen und Abklärung der Bedürfnisse. Wichtiger fand ich aber das Treffen mit den Frauen der SP Basel-Stadt. Erstaunlich eigentlich, wie unterschiedlich wir funktionieren. Es beginnt schon bei den Quoten (Geschlechterquote!), die in Baselland tiefer sind als in der Stadt, geht weiter über die Organisation und die Anlässe. Die Kerngruppen werden sich vermehrt treffen und es gibt auch schon eine ganze Liste von Themen. Es war ein richtig guter Anlass. Die Aufmerksamkeit der Medien gilt zur Zeit aber ganz den kandidierenden Männern, die alle am 3. März in den Regierungsrat gewählt werden wollen. Die äussern sich dann über ihre Haltung zur Abtreibung, ohne das Thema Frau zu streifen. Ob Gott links oder rechts ist, ist da offenbar die interessantere Frage. Ist Gott weiblich oder männlich? Keine Diskussion, dafür die Feststellung, dass Gott Wechselwähler ist…Ich lerne also dazu.

Die restliche Woche bestand aus Sitzungen in diversen gendermässigen Zusammensetzungen in „meinen“ Organisationen. Es entwickelt sich alles sehr gut und ich habe das Glück, viele engagierte Menschen zu treffen. Sonst wären 7 Sitzungen in 5 Tagen neben meiner Praxis auch nicht auszuhalten.

Ein wichtiger Entscheid ist zu dem gefallen: die Praxisräume in Bottmingen habe ich gekündigt und ich werde ab Februar ein Weiterbildung in e-Health in Luzern beginnen. Ich finde das Thema sehr spannend und bin überzeugt, dass wir uns alle mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Die Kursleitung liegt übrigens bei einer Frau, aber das ist nicht wirklich wesentlich, oder?

Netzwerken

Heute ist Landratstag, wir genehmigen Konzepte, bewilligen Kredite und schreiben Vorstösse ab. Genau so wichtig ist aber der Austausch unter ParlamentarierInnen diverser Parteien. Für die Vorstände diverser Organisationen werden Mitglieder gesucht und heute war ich ziemlich erfolgreich, konnte ich doch zwei Zusagen erhalten.

Nun steht noch die Erstellung einer Petition zum Erhalt der Schwimmhalle für Kurse im Bruderholzspital an, die auch schon vorbesprochen wurde. Die erstellten Vernehmlassungen „Tariffestsetzungsgebühren“ und „Teilrevision des Gesetzes Betreuung und Pflege im Alter“ werden ebenfalls an diverse Personen für eine Rückmeldung verschickt, bevor sie dann an die Geschäftsleitung der SP Baselland gehen.

Eric Nussbaumer war heute beim Mittagessen zu Besuch. Natürlich auch zum Netzwerken. Plakate sollen übrigens morgen kommen, für alle, die darauf warten…

Sie kamen, sahen und entliessen

Gestern wurde bekannt, dass die Druckerei der Basler Zeitung geschlossen wird. 74 Mitarbeitende werden entlassen. Die Männer, die da kamen, haben nicht geschaut, was man aus der Druckerei machen könnte, sondern nur Kosten gegen Ertrag abgewogen. Nun wird die BaZ, solange es sie noch gibt, in Zürich gedruckt, was ja nur sinnvoll ist, wenn der ganze Transport zu günstig ist. Allenthalben wird behauptet, die gedruckten Zeitungen gäbe es bald nicht mehr. Und 20 Minuten? Blick am Abend? Nicht viel Recherche, aber Papier. Die Tageswoche kommt einmal pro Woche auf Papier, meine Patienten lieben die Ausgabe im Wartezimmer. Man liest Zeitung nicht auf dem Smartphone, höchstens den Newsticker und das Tablet lässt man auch zuhause. Wartezimmer sind Papierzone, Trams sind Papierzone, auch wenn es im Tango gratis WLAN gibt. Aber die da kamen, sahen das nicht. Entlassungen sind hart für diejenigen, die es trifft und so etwas von unkreativ.