1 Kiste

1980
1980

 

 

Aufräumen ist die Beschäftigung des modernen Menschen. Früher gab es nicht so viel, die Habseligkeiten hatten in 1 (!) Kiste Platz. Heute beschäftigt sich eine ganze Branche damit, wie wir unseren ganzen Sachenreichtum irgendwie sortieren können. Es gibt Ratgeber und sogar Beraterinnen, die nach Hause kommen um zu helfen, all die teuer erkauften Dinge wieder loszuwerden. Mein Liebling ist das Kistenmodell (1 für „Kann weg“, 1 „Irgendwie verteilen“, 1 „Behalten“). So viel zur Theorie.

Gestern war nun Estrich-Räumtag. Als Queen Mum und unsere Familie vor bald 18 Jahren zusammenzogen, kamen auch meine alten Schulsachen wieder zu mir. Da ich sehr lange in Ausbildung war, gab es nun kistenweise Bücher, Ordner und Mappen, ergänzt durch Bücher, Ordner und Mappen von Prinz und Prinzessin, die auch schon länger in diversen Institutionen gebildet werden. Musste feststellen, dass meine Fertigkeiten in Stenographie wohl nie mehr gefragt sein werden – gerade deshalb habe ich das Heft behalten. Andererseits habe ich sehr viel Zeit mit mathematischen Funktionen verbracht, die mein Hirn sicher gefordert haben, die aber nie Anwendungen fanden. Also weg damit. An vieles konnte ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, aber mit den Zeichnungen zur Geologie hatte ich offenbar sehr viel Zeit verbracht. Kamen also auch in die „Behalten“-Kiste. Die Generation Y hat da wenig Probleme: kann alles weg, ist eh auf Wikipedia zu finden.

Für meine Jugendbücher mache ich einen Spaziergang zum Bücherbroki. Noch nicht ganz geklärt ist das Schicksal meiner Gitarre (passt nicht in eine Kiste…) und der ehemals für sehr ergonomisch gehaltenen Stühle, bei denen man auf den Knien sitzt.

Präsidium SP Baselland

vor einer Woche wurde ich zur Präsidentin der SP Baselland gewählt. Herzlichen Dank allen Delegierten, die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben! Ich war völlig überrascht, welches Echo diese Wahl ausgelöst hat. Ich habe nun mindestens 20 Follower mehr auf Twitter, habe Karten und e-Mails und viele persönliche Gratulationen erhalten.

Von Journalisten habe ich auch erfahren, dass diese, wenn sie Informationen brauchen, dieses Blog lesen. Es ist nun aber nicht so, dass hier nun die neuesten Medienmitteilungen der SP Baselland erscheinen werden. Hier berichte ich vieles: berufliches, persönliches, politisches. Die Kommunikation der SP Baselland findet dort statt, wo SP Baselland drauf steht. Es ist mir wichtig, die Rollen zu klären und diese auch so zu kommunizieren. Ich bleibe ja auch als Präsidentin noch Landrätin, gewählt von meinem Wahlkreis. Mir wurde von einem Journalisten vorgeworfen, ich hätte ja nun nicht gerade weltbewegende Vorstösse eingereicht. Nun, mir sind die Leute, die eine leise Stimme haben, eben wichtiger.

Die Mitglieder der SP Baselland haben eigene Bedürfnisse und mir ist es ein Anliegen, mit ihnen darüber zu diskutieren. Teilhabe an Informationen und Entscheidungen ist das Ziel. Für alle statt für wenige. Ich freue mich!

Vorbei, vorbei

WP_20130926_001ist es mit meiner Praxis. Gestern ging der geordnete Auszug über die Bühne. Habe sehr viel Bewunderung für die Zügelmanne (wahrscheinlich korrekt: Umzugsfachmitarbeiter), die überaus freundlich die komplexe Aufgabe übernahmen, die einen Möbel zu entsorgen (blauer Punkt), nach Oberwil zu bringen (grüner Punkt) oder ins Fricktal zu schippern (weisser Punkt). Das Laufband mit seinen 150 kg war die grösste Herausforderung und wurde dann schliesslich über das Fenster (zum Glück Erdgeschoss) ausgeschafft. Um 7 Uhr standen die drei bereit und um 11 Uhr konnten wir uns verabschieden. Für mich war dann noch ein Putztour angesagt, da um 16.00 Uhr schon die Abnahme vorgesehen war. Diese verlief mit den vier Herren rasch und einigermassen konfliktfrei. Meine Nachmieter haben einige Möbel übernommen und der Preis war meinerseits offenbar so tief angesetzt, dass sie sofort einverstanden waren. Die Frage, ob die Bilderleiste für sie notwendig sei oder nicht, wird wohl intern weiter geführt. Ich liess sie diskutierend zurück.

Heute wollte ich noch die Abmeldungssache bei der Gemeinde Bottmingen erledigen. Früher mussten Einzelunternehmungen gemeldet werden, heutzutage ist das nicht mehr so. Das geht über die Steuererklärung. Da die Abgrenzung schon Probleme bereitete (ich bekam von zwei Gemeinden eine Rechnung…) ging ich also auf die Gemeindeverwaltung. Dort beschied man mir, ich müsse zu den Steuern. Der Herr dort konnte mit mir (ohne Steuer-ID!) nicht viel anfangen, zumal ich steuertechnisch unter dem Namen meines Mannes subsummiert bin. Immerhin war ich offenbar schon seit letztem Jahr abgemeldet, warum auch immer. Schliesslich einigten wir uns auf meine Abmeldung per 30.9.13, die in die Steuererklärung 2013 fliessen sollte.

Damit hat das Projekt Physiotherapie-Praxis ein Ende gefunden und ich kann mich anderem zuwenden.

Die Pensionskasse der Anderen

In Baselland steht eine gewichtige Abstimmung an: sind wir für die Ausfinanzierung der Pensionskasse oder nicht? Ja oder Nein zu 2 oder 5 Milliarden? Gibt es etwas Besseres (wenn Ja dann Nein und umgekehrt…) Nur wenige sind ehrlich und deklarieren ihr Nichtwissen. Journalisten wurden offenbar innert kürzester Zeit zu Pensionskassenexperten und werfen den Politikerinnen des Landrates Unkenntnis und (noch schlimmer) Eigeninteressen vor.

Die Abstimmungskampagne der Gegner nimmt immer groteskere Züge an. Offenbar wissen sie viel mehr als andere. Dabei muss eines klar sein: Pensionskasse ist keine exakte Wissenschaft. Sie beruht auf mathematischen Berechnungen und Annahmen über Lebenserwartung, Wirtschaftsentwicklung und Renditen. Über 800 Milliarden Franken lagern in den Schweizerischen Pensionskassen und Versicherungen!

Die BLPK zeigt im Juli 2013 auf dem Gesamtvermögen  eine negative Performance von -1.80% (Beitragsprimat -1.70%,  Leistungsprimat -1.82%). Die Differenzen erklären sich weitgehend aus  der unterschiedlichen Gewichtung der Aktienquoten.

BLPK              Gesamt-              vermögen

BLPK              Leistungs-              primat

BLPK              Beitrags-              primat

Pictet              BVG-25

Pictet              BVG-40

Pictet              BVG-60

Monat Juli

 1.15%

1.20%

0.87%

0.98%

1.31%

1.77%

YTD/2013

 4.51%

4.76%

3.31%

3.00%

5.36%

8.50%

Outlook: Die  USD Zinsen sind in den letzten 30 Jahren, diejenigen im CHF in den  letzten 20 Jahren zurückgekommen. Wir glauben, dass damit der Tiefpunkt  bei den langfristigen Zinsen erreicht wurde. Das bescheidene  Wirtschaftswachstum, die tiefe Inflation, die Krise in Europa sowie die  Politik der Notenbanken lassen aber erwarten, dass das Tiefzinsumfeld  noch geraume Zeit anhalten kann. Wir erwarten jedoch, dass die Zinskurve  in den USA, Deutschland und der Schweiz etwas steiler wird. Die Politik  der finanziellen Repression hält trotz allen Befürchtungen über eine  weniger expansive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank an. Davon  profitieren Aktien, die mit vernünftigen Bewertungen und ansprechenden  Dividendenrenditen locken. Weiter für Aktien spricht, dass Investoren  wegen der expansiven Notenbankpolitik Realwerte gegenüber Nominalwerten  bevorzugen. Zudem stellen wir insbesondere im angelsächsischen Raum eine  verstärkte Fusionstätigkeit fest, die auch auf Europa überschwappen  könnte. Wir halten deshalb an einer weitgehend neutralen Aktienquote  fest und sind bei den Obligationen untergewichtet bzw. mit tieferer  Duration unterwegs.

Alles klar? Wir sind Teil eines globalen Systems, das wir nicht steuern können.

Halten wir uns also an die Fakten: es gibt Staatsangestellte. Sie erhalten ihren Lohn von unseren Steuern. Dafür sind sie von der Politik und den Stimmenden abhängig. Sie sind in einer Minderheit. Wir stimmen über ihre Pensionskasse ab (also umgekehrt fände ich das eigenartig). Wir sind in der Verantwortung. Die Personal- und die Finanzkommission haben sich in vielen Sitzungen mit dem Problem auseinandergesetzt. Beide Seiten mussten Zugeständnisse machen. Die Welt ist komplex, das können wir auch nicht ändern.

Deshalb Ja zur Sanierung der PK.

Kantonsspital Baselland

Gestern konnte das Bruderholzspital seinen 40. Geburtstag feiern. Seit 1.1.12 heisst es zwar nicht mehr so, aber für mich wird es immer das Bruderholzspital sein und nicht das Kantonsspital Baselland Standort Bruderholz. Zwei Stunden durften wir den männlichen Rednern lauschen, die allerhand aus der Vergangenheit zu erzählen hatten. Prof. Kummer, der lange Chefarzt war, hat sich mit viel Engagement ins Archiv vertieft und Interessantes gefunden. Das Spital wurde gebaut, weil die Stadt zu wenig Betten hatte und die Patienten auch nicht in Liestal unterkamen. Mittlerweile hat die Stadt zu viele Betten und macht Werbung zur besseren Auslastung Manchmal frage ich mich, ob die Werbung für Spitäler nicht auch verboten werden müsste, so wegen Gesundheitskosten und so. Dies auch zuhanden der Tageswoche, die in der heutigen Ausgabe eine spezielle Mischung aus Kosten für das Gesundheitswesen, elektronischem Patientendossier und Prämienhöhe bietet.

Die Apéro-Gespräche sind bei solchen Veranstaltungen das Wichtigste (zum Essen komme ich daher fast nicht). Einen pensionierten Arzt habe ich gefragt, wie ich der Politik beibringen kann, dass es das Bruderholzspital braucht. „Ganz einfach“, sagte dieser „50 Prozent der Patienten können in alle Spitäler, die sind einfach, aber 50 Prozent will kein Spital, weil sie z.B. psychische Probleme haben. Für diese 50 Prozent braucht es ein öffentliches Spital.“ Damit wäre dies auch zuhanden der diversen Journalisten veröffentlicht, die ohne medizinische Kenntnisse ganz genau wissen, was man machen muss.

Passend dazu habe ich einen Artikel für links geschrieben. Darüber später.

Hindernisfreies Bewegen

Fussgänger-Übergang Barcelona
Fussgänger-Übergang Barcelona

In Barcelona leben ca. 1,6 Millionen Menschen. Es ist eine sehr lebendige Stadt mit viel motorisiertem Verkehr, aber auch mit vielen Skateboardern, Fussgängerinnen und anderen. Die Behörden schaffen es, dass sich die Menschen hindernisfrei bewegen können. Die Fussgänger-Übergänge haben allesamt Ampeln. Sicher ist eben sicher. Offenbar wird nicht (wie bei uns) ausgerechnet, wie viel Zeitverlust der Autofahrende erleidet, wenn er für die zu Fuss gehenden Menschen wartet..

Aufräumarbeiten

Seit Tagen räume ich mein Büro auf. Dabei musste ich feststellen, dass sich meine politische und ehrenamtliche Arbeit vor allem in viel Papier manifestiert. Die Themen sind seit vielen Jahren dieselben: Alter, Pflegeheime, Sturzprophylaxe, hindernisfreies Bauen. Immerhin hat sich das Thema „Tempo 30 in Oberwil“ erledigt. Zumindest teilweise. Mittlerweile ist das Verkehrsaufkommen nämlich dermassen hoch, dass man Tempo 30 auch auf der Kantonsstrasse einführen sollte. Und die Südumfahrung wird auch nicht mehr als Lösung aller Verkehrsprobleme angesehen. Der Kampf damals hat sich gelohnt.

Betreffend Pflegeheime habe ich einen Artikel aus dem Jahre 2003 (!) gefunden, der von einem Vortrag bei den Grauen Panthern handelt. Dabei ging es um ein Dokument „Grundangebote und Basisqualität“ in Pflegeheimen, das trikantonal (man stelle sich das vor….) erarbeitet wurde. Ich habe es tatsächlich gefunden. Ist auch etwas angestaubt. Bei der ganzen Diskussion um die Pflegefinanzierung könnte man doch wieder über die Bücher, oder? Sehr zu empfehlen, das Aufräumen. Hilft beim Überblick.

Ich meinerseits wende mich nun dem Thema Recycling zu. Bin gewissermassen Profi…

Gespräche

Mehrere Artikel beschäftigen sich mit Gemeinde- und Kantonsfusionen:

im Aargau und natürlich auch im Raum Basel oder wie man dies auch bezeichnen möchte (Vereinigtes Basel finde ich ausgesprochen interessant, tönt wie Vereinigtes Königreich..).

So beschäftigte dieses Thema auch Adil Koller, Vizepräsident der JUSO Baselland und mich bei unserem Montaggespräch. Er, Fusionsbefürworter der ersten Stunde und ich, Skeptikerin von Beginn. Man kann das selbe wollen, die Wege aber ganz anders sehen. Wenn ich mich so durch die Medienlandschaft lese, dann frage ich mich, wieso Basel-Stadt nicht den Agglo-Gemeinden Übernahme-Angebote macht. Ist eine Frage der Verhandlungen, oder? Man kann sich fragen, wieso Basel-Land 86 Gemeinden braucht. Es gäbe noch den Weg der Fusionen der Gemeinden oder noch vorher der politischen Sektionen der Parteien. Ich könnte mir Leymenville (oder Leimenstadt, nicht ganz so elegant) vorstellen. Statt Gemeindeversammlungen gibt’s Abstimmungen in den Quartiervereinen, die dann vielleicht nicht ganz den Grenzen entsprechen, aber näher bei den Menschen sind. Diese delegieren zur Verwaltung der Stadt in ein Bezirksparlament, das ca. die Grösse des Einwohnerrates Binningen haben könnte. Das reicht dann auch. Hier im Leimental wächst die Agglomeration übrigens am schnellsten. Nicht aber die politischen Strukturen. Auch die SP hat noch Sektionen in Binningen, Bottmingen, Oberwil/Biel-Benken (immerhin!), Therwil und Ettingen. So lange die politischen Strukturen unterschiedlich sind, sind die Sektionen eben auch einzeln. Es dreht sich im Kreis. Birsstadt macht vor, was möglich ist. Bis die Fusion zu Einem Basel Wirklichkeit wird, können wir uns doch um die gelebten demokratischen Strukturen kümmern.

Übrigens ging es bei unserem Frau/Mann/alt/jung-Gespräch auch noch um ganz viel Anderes. War spannend, dieser Austausch. Danke Adil!

Liebe Tageswoche

Seit Beginn habe ich ein Wartezimmer-Abo, oder wie sich das immer nennt. Ich erhalte zwei Ausgaben, eine fürs Auflegen und die andere für mich. Auf meinen Geräten habe ich wo möglich die Tageswoche-App, gibts leider nicht für Windows, was schade ist, aber ok. Ich lese die Kommentare und kenne die fleissigsten Schreibenden, eine überblickbare Gemeinschaft. Mit der Unterteilung in „ausgewählte“ Kommentare und andere war ich nie besonders glücklich, weil ich mir dabei ein wenig wie in der Schule vorkomme. Vor allem weil auch nicht erklärt wird, warum die Redaktion (es ist gemäss TaWo der Autor, danke für die Korrektur) nun genau diesen Kommentare auswählt und die anderen nochmals angeklickt werden müssen. Kleinigkeit, ich weiss.

Seit Ende Juni gibt es nun auch die „Linkempfehlungen“. Über Twitter habe ich dies kritisiert und immerhin sofort eine Erklärung bekommen (eben diesen Link zu den Linkempfehlungen). Herzlichen Dank. Es wurde mir auch mitgeteilt, dass ja alle möglichen Inhalte verlinkt werden und nicht nur Basler Zeitung, onlinereports und Basellandschaftliche Zeitung. Trotzdem finde ich es eigenartig, wenn ausgerechnet die Tageswoche Artikel der Basler Zeitung publiziert.  Es gibt bereits digitale Möglichkeiten um interessante Themen zu filtern. Das mache ich schon selber. Was ich von meiner Zeitung will, ist, dass sie unabhängig recherchiert, andere Themen bringt. Ich will Dinge lernen, die ich sonst nicht lernen kann. Vielleicht ein hoher Anspruch, aber ich zahle ja auch dafür. David Bauer argumentiert, dass man einfach „gute Geschichten“ bringen wolle. Leider habe ich keine Antwort darauf erhalten, was denn eine Geschichte „gut“ macht. Das Konzept überzeugt mich einfach nicht. Es gibt doch so viele spannende Blogs und Portale. Warum muss die TaWo andere online-Medien verlinken? Ich verstehe es nicht.

Meine heutige Linkempfehlung: Volksstimme. Hätte da noch eine Geschichte über meinen Kollegen Steffi Zemp, Ofenbauer, Musiker und Landrat.

 

Das Kantonsspital Baselland und der Markt

Die Geschichte begann mit der Ankündigung der Weggänge von Orthopäden am Kantonsspitalstandort Bruderholz. Die Aufregung war ziemlich gross, vor allem bei Patientinnen. Denn die Weggänge bedeuten auch, dass Teams mitgehen. Die Orthopädie ist zunehmend spezialisiert betreffend Gelenke. Es gibt Schulter-, Fuss-, Knie-, Hüft- und Rückenspezialisten und natürlich schon länger die Handchirurgie. Das hat mit der Zunahme des medizinischen Wissens zu tun, aber auch mit Effizienzsteigerung und Fallzahlen. Tue ich nur etwas, werde ich darin besser und schneller. Bei der Nachbehandlung ist es ähnlich, Therapie und Pflege können ihre Abläufe an die Operationen anpassen und bilden dann eben Teams.

Dann kommt der allseits beliebte Markt ins Spiel. Orthopädie bedeutet meist Wahleingriffe. Der Patient/die Patientin wartet auf die Operation und kann sich also aussuchen, von wem und wo sie sich operieren lassen will. Da setzt die Werbung an. Vor noch nicht allzu langer Zeit war medizinische Werbung per Gesetz untersagt. Ärzte durften nur ihre Ferienabwesenheiten bekannt geben, diese Inserate haben den bunten Werbungen der diversen Kliniken Platz gemacht. Es mangelt uns ganz sicher nicht an orthopädischen Angeboten. Es besteht allerdings die latente Gefahr, dass komplizierte Patienten gerne an die öffentlich-rechtlichen Spitäler verwiesen werden, da diese per Leistungsauftrag für die Grundversorgung zuständig sind. Das macht deren Aufgabe nicht eben leichter, da sich die Effizienzsteigerung nicht oder nur wenig auswirkt. Mehrere komplizierte sogenannte polymorbide Fälle haben eben nicht so viel gemeinsam wie viele einfache.

Wenn nun von den Medien gefordert wird, dass sich das Kantonsspital Baselland am Markt positionieren soll, ist dies aus mehreren Gründen der falsche Ansatz:

1. Das Kantonsspital Baselland und seine drei Standorte sind aus Steuermitteln finanziert worden. Nur weil sie verselbständigt sind, gehören sie noch lange nicht zu den börsenkotierten Unternehmen wie andere Spitäler und haben darum auch andere ökonomische Ziele zur verfolgen (Gewinn dürfen sie trotzdem machen)

2. Der Kanton bezahlt 55 % der Spitalkosten, zumindest einen Teil sollte er selber unter Kontrolle haben. Theoretisch hat er dies über die Genehmigung der Baserate. Wenn sich Krankenkasse und Spital aber (endlich) einigen, wird er dem aber meistens zustimmen.

3. Der Grundversorgungsauftrag ist ein absoluter. Der Staat muss sicher stellen, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner Zugang zu medizinischen Leistungen haben. Sollte eine Klinik schliessen (aus was für Gründen auch immer) müssen die Leistungen sofort weiter zur Verfügung stehen.

4. Ein Markt kann nur dort bestehen, wo beide Seiten über Angebot und Nachfrage entscheiden. Das mag bei Wahleingriffen so sein, hört aber im Notfall und auch bei seltenen Krankheiten ziemlich schnell auf. Wollen wir, dass nur noch dort geforscht und gelehrt wird, wo es sich „lohnt“?

5. Der Kanton hat für die Angestellten in den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu sorgen, das heisst, gute Arbeitsbedingungen zu bieten. Viele Abgänge deuten auf schlechte Stimmung.

Das Kantonsspital hat für die Patientinnen und Patienten und ihre Krankheiten da zu sein. Die chronischen Krankheiten nehmen zu, die demographische Entwicklung ist auch klar. Das bedeutet, dass viele Menschen viele Jahre in Behandlung sind. Welche Spitäler werden sich darum bewerben? Oder werden wir in Zukunft unsere Krankheiten ausschreiben und Offerten einholen (inklusive Datenschutz natürlich)? Übrigens bestehe ich darauf, dass wenn wir eine Kantonalbank haben, wir auch ein Kantonsspital brauchen. Kontrolle braucht es bei beiden.

Moderne Zeiten

Ich bin im Auflösungsprozess. Also nicht ich persönlich, aber meine Praxisräumlichkeiten gebe ich per Ende September auf. Der Raum ist schon lange gekündigt, das war relativ einfach. Der moderne Mensch muss heute aber alles selber erledigen und wohl deshalb wurde ich an der analogen Poststelle darauf hingewiesen, dass ich meinen Nachsendeauftrag online selber erledigen könne. Ich kämpfte mich durch Login und Felder und erhielt dann die Nachricht, dass ich einen Aktivierungscode per Post erhalte (witzig finde ich ja immer diesen Wechsel von analog zu digital und dann wieder zurück ;-)).

Die Swisscom macht es so: per Login und Passwort erfahre ich, dass ich anrufen soll, was netterweise gratis ist. Dort bleibe ich etwas beim System „wenn… – wählen Sie die 1/2/3“ hängen, immer etwas unentschlossen, weil mein Anliegen nicht erwähnt wird. Im nächsten Schritt wird mir mitgeteilt, dass das Callcenter überlastet sei, dann das ich jetzt kurz vor dem Ziel stehe und dann noch, dass das Gespräch aus Qualitätsgründen mitgeschnitten werden kann. Die Dame bedauert, dass der Anschluss nur gratis gekündigt werden kann, wenn nicht vor dem 30.9.13, was ausnahmsweise ganz im meinem Sinne ist.

Bei der Elektra Birseck gibt es ein Onlineformular, das mich etwas verwirrt mit seinen Sternchen und Kästchen, fühle mich wie an einer Prüfung. Lustig ist noch, dass ich eine kleine Rechenaufgabe lösen muss, um sicherzustellen, dass ich kein Computer bin.

Bei der Versicherungshomepage finde ich unter Kündigung und Auflösung nur Fahrzeugversicherungen. Glücklicherweise habe ich einen persönlichen Kundenberater, den schreibe ich an. Offenbar arbeitet dieser aber nicht mehr dort und so nehme ich eine der vielen E-Mail-Adressen, die mir angeboten werden (sehr hübsch mit Bildern) und versuche mein Glück. Bis jetzt ist noch keine Fehlermeldung eingetroffen, was ich als Erfolg werte.

Bleibt noch der Internet-Anschluss. Mittlerweile leicht ermattet, nehme ich die letzte Rechnung und schreibe ein Mail. Dafür erhalte ich umgehend ein Ticket, dass das Support-Team (das sicher sehr nett ist) sich so rasch wie möglich um mein Anliegen kümmert. Wäre das nicht mehr im Bereich Administration?

Bin mal gespannt, was in den nächsten Wochen geschieht. Die Abmeldung in der Gemeinde steht noch an.

 

Inklusion!

Die Tageswoche hat einen Beitrag von Ivan Ergic ins Netz gestellt. es geht dabei um Sport und Menschen mit Behinderung. Als Präsidentin von procap NWS, einer Behindertenselbsthilfeorganisation, habe ich den Artikel mit Interesse gelesen. Mich aber auch gefragt, was er soll. Eigentlich wollte ich zu einem längeren Text über Inklusion statt Integration ansetzen. Oft sagen Bilder aber mehr als tausend Worte und daher ein Bild aus dem neuen procap-Magazin (es stammt aus Wikipedia). Inklusion ist das Ziel.
 

Wirtschaftsoffensive

Der Kanton Baselland treibt mit Volldampf seine Wirtschaftsoffensive voran. Nicht ganz dazu passt der heutige Tag, an dem der Projektierungskredit für den Neubau des Kantonsspitals Bruderholz und des Zentrums für Akutgeriatrie und Rehabilitation abgeschrieben werden musste. Die Planung wurde 2010 gestoppt, nachdem sich das Projekt ständig verteuerte und irgendwann 900 Mio. Franken betrug. Es wäre eine Chance für die regionale Entwicklung des Gesundheitswesens gewesen, aber eben…

Nicht ganz auf der Höhe der Diskussion um Frauen in der Wirtschaft ist der Newsletter der Wirtschaftsoffensive (auch das gibt es), richtete er sich doch vor allem an Männer. Es wurden ausschliesslich Männer vorgestellt und der 5-Mann-Betrieb thematisiert. Auf mein Fragemail, wie das nun mit den Frauen aussähe, erhielt ich bis heute keine Antwort. Aber bei so viel Dampf lässt manchmal auch der Durchblick nach. Zu gerne hätte ich vom 5-Frauen-Betrieb gelesen, gerne auch das Thema Gesundheitswesen, das einen starken Zuwachs verzeichnet. Life Science, Campus und Cluster tönen halt einfach besser.

Zu meiner Freude durfte ich am Dienstag die Gewerblich Industrielle Berufsschule in Muttenz besuchen und den Präsentationen der Vertiefungsarbeiten (VA) beiwohnen. Toll, was dort alles entstanden ist. Ich traf auf sehr motivierte junge Berufsleute, die sich in ihrer VA mit Arbeit und Arbeitslosigkeit beschäftigt haben und zudem ein selbst gefertigtes Stück herstellen mussten. Marzipanfiguren, Silserli, eine rollende Bar, ein kleiner Grill und ein Schuhgestell waren zu sehen. Eine kleine, persönliche Wirtschaftsoffensive, sehr sympathisch. Den jungen Leute wünsche ich viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg.

Gesundheitsmärkte

Im Rahmen meiner Weiterbildung höre ich viel über innovative Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt. Da wird investiert, dass es einem schwindlig wird. Leider kommen die meisten dieser Modelle aber nicht wirklich bei der Zielgruppe an und so werden dann auch mal 300 Mio. Franken in den Sand gesetzt. Jahrelang war das Gesundheitswesen nur ein Kostenfaktor, nun kann endlich Gewinn erwirtschaftet werden. Die meisten dieser Unternehmer (bis jetzt waren alle männlich) haben von Medizin, Patientinnen und Menschen an sich keine Ahnung. Hauptsache, die Investoren sind überzeugt von der Rendite. So läuft auch die Benchmarking-Diskussion der Spitäler, die eigentlich dazu da wären, Menschen bei Krankheit und Unfall zu helfen. Oder der neueste Trend: Demenzpatienten nach Thailand auslagern. Sehr innovativ und äusserst sozial…erinnert sehr an Entsorgung.

Es ist etwas völlig anderes, wenn sich jemand freiwillig entscheidet, in einem anderen Land seinen Lebensabend zu verbringen, als wenn die Kostenträger dies zu ihrer Renditeoptimierung tun. Die regional erwirtschaftete Wertschöpfung im Gesundheitsbereich gilt als stabilisierender Faktor in Krisenzeiten, denn sie bietet Arbeitsplätze. Natürlich nicht, wenn man diese ausgelagert hat. Wenn es im ambulanten Bereich einen GAV geben würde, dann könnten auch die flankierenden Massnahmen greifen. Bei allen wirtschaftlichen Gedanken bleibt aber das oberste Ziel die Versorgung von kranken Menschen, egal ob sie sich das Bein gebrochen, Alzheimer oder Parkinson haben. Die erste Patientenuni wurde schon gegründet. Es bewegt sich, das Gesundheitswesen.