Betonpflege

Gerne wird über die enormen Kosten in der Alterspflege geklagt, von „Lasten“ wird da gerne geschrieben, unter denen Gemeinden und Kantone so zu leiden haben. Spitex oder Pflegeheime werden immer teurer, weil wir – auch so ein Unwort – „überaltern“. Der Kanton Baselland altert noch schneller, so konnte ich kürzlich auf einer Präsentation lesen. Offenbar werden wir jeden Tag um zwei Tage älter (Ironie). Es geht natürlich um die Statistik, die ausweist, dass der ANTEIL der älteren Menschen an der Bevölkerung wächst. Eigentlich erfreulich, dass wir alt werden können, meist mobil und an der Gesellschaft beteiligt. Die Älteren nehmen häufiger an Abstimmungen teil, lesen noch Zeitung, engagieren sich in Vereinen und schauen zueinander und zu Enkeln oder sogar Urenkeln. Man könnte sich darüber freuen. Tut man aber nicht. Weil die Pflege kostet und die Wahrscheinlichkeit, Pflege in Anspruch nehmen zu müssen, mit dem Alter steigt. Eigentlich sind es die letzten zwei Jahre eines Lebens, die teuer sind. Aber es wird lieber über die „Last der Alten“ geschrieben.
Was aber nicht beklagt wird, sind die Investitionen in Bauten. Pflegeheime werden gerne eingeweiht, umgebaut, wieder saniert und umgebaut. Millionen werden da zur Verfügung gestellt, auch der Kanton beteiligt sich daran. Nicht mehr aber an der Pflege, die eigentlich ja der Grund für das Gebäude ist. Die Pflege hat es deshalb so schwer, weil sie nur Leistungen und keine Gebäude verrechnen kann. Nichts wird da eingeweiht, kein Architekt ist da gefragt. Keine Eröffnung. Nur Pflege – jeden Tag. Dienstleistungen können nicht abgeschrieben werden, sie fallen ständig an, nachts und am Sonntag. Erst wenn Hilfe benötigt wird, Mutter oder Vater Pflege brauchen, kommt die Einsicht, wie wichtig eine gute Pflege ist.

Fragen sich die Medien manchmal, wie es bei ihren älter werdenden Leserinnen so ankommt, wenn sie über sich als „Last“ lesen müssen? Weder Landwirtschaft, noch Bildung oder öffentlicher Verkehr tragen sich selber. Wieso fällt es uns bei der Pflege so schwer, diese zu finanzieren? Wieso spielt es eine Rolle, ob ich im Spital (55 % Kantonsanteil), im Pflegeheim (0 %) oder zuhause (0 %) gepflegt werde? Bei den Betonkosten trägt der Kanton Pflegeheime ja auch mit.

Pflege-Versorgungsoffensive ist gefordert!

Autor: Pia Fankhauser

Nicht nur links denkend. Menschen, Politik, Medizin, Technik und das Leben beschäftigen mich.

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