Tunnelblick

Gestern Abend war ich eingeladen, am Verkehrspodium der FDP Binningen teilzunehmen. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Es ging darum, die diversen Projekte zur Verkehrsbewältigung im Leimental vorzustellen. Der Titel lautete etwas provokativ „Freie Fahrt für Basel – Verkehrskollaps im Leimental“. Fazit des Abends: Baselland und seine Baudirektorin planen sehr viele Tunnels. Der Gundeli-Tunnel wird befürwortet,  dann soll auch die Südumfahrung dereinst im Tunnel verlaufen, der Bruderholztunnel tauchte auf und zum Schluss diskutierten wir Für und Wider des Tunnels zwischen Frenkendorf und Arlesheim (Forderung eines Postulates im Landrat). Natürlich dies alles für den motorisierten Individualverkehr (MIV). Es ging aber auch um den Margarethenstich, der glücklicherweise oberirdisch verläuft, und die Kapazitäten des Öffentlichen Verkehrs (ÖV) im Allgemeinen. Der Moderator Dieter Kohler fragte einige Male nach den Kosten und der Finanzierung der Tunnels, da scheint noch Vieles im Dunkeln (typisch für Tunnels) zu liegen.

Andere Möglichkeiten der Mobilität ausserhalb von ÖV und MIV wurden leider nur kurz gestreift. Es ging sehr viel um Infrastruktur und wenig um Menschen. Dabei wären Füsse und Velo durchaus erwähnenswert. Immerhin wurde festgestellt, dass die Velofahrenden von der Bruderholzstrasse „entfernt“ seien, als ob diese je ein Problem gewesen wären. Die Strecke ist ziemlich steil und die Autos rasen mit 80 km/h an einem vorbei. Nach schweren Unfällen wurden Massnahmen ergriffen, die den Velos wenig Platz liessen. Deswegen ist die Verlegung schon in Ordnung, nur ändert sich damit am Mobilitätsverhalten gar nichts. Ernüchternd war für mich, wie wenig neue Ideen da sind. Anstatt uns als Quartiere der Stadt mit entsprechenden Massnahmen (Ampeln, die auf Velos reagieren zum Beispiel!) zu verstehen, wird  gerühmt, wenn sich Basel-Stadt und Basel-Landschaft für einzelne Projekte zusammensetzen. Die technische Entwicklung, die E-Bikes, aber auch die Verwendung von Smartphones für neue Ideen beinhaltet, existiert in der Verkehrsplanung nicht. Wir können es uns gar nicht leisten, sowohl in die Erhaltung der Infrastruktur, in den Ausbau des ÖV und den Ausbau der Strassen zu investieren. Wir müssen uns entscheiden. Es geht nicht um die Verteufelung eines Verkehrsmittels, sondern um die beschränkten Ressourcen, die wir bestmöglich nutzen müssen. Dass aber die unsägliche Südumfahrung wieder auftaucht, ist doch sehr anstrengend (im schönen Wort „Variantenfächer“). Die Vernehmlassung läuft.

Alles in allem eine angeregte, faire Diskussion mit einem gewissen Tunnelblick. Das Publikum fragte fleissig. Es kam auch die Idee für eine Hochbahn aus dem Jahre 1966. Für alle, die visionäre Gedanken suchen ist der Text übrigens sehr spannend. Déjà-vu könnte man auch sagen.